Über 50 Jahre Geschichte

Anfang der 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts kamen auf die beiden Stuttgarter Waldorfschulen – Uhlandshöhe und Kräherwald – vermehrt Eltern von Kindern mit Entwicklungs- und Lernschwierigkeiten zu. Nur vereinzelt konnten diese Kinder in die großen Regelklassen aufgenommen werden.

Die Notwendigkeit, eine waldorfpädagogische Einrichtung in Stuttgart zu schaffen, die für diese Kinder therapeutische Möglichkeiten bereithielt, wurde immer deutlicher.

1969               

Während Albert Hanel im September bereits die erste Förderklasse auf dem Gelände der Uhlandshöhe unterrichtete, wurde im Oktober der Verein der Michael Bauer Schule gegründet.

1970               

Im Herbst 1970 wurden schon drei Förderklassen unterrichtet.

1972               

Im Frühjahr wurden auf dem neuen Schulgelände in Vaihingen zwei Holzhäuser eingeweiht und an Ostern bezogen.

Zusammenschluss mit der Initiative einer dritten Waldorfschule. Zum neuen Schuljahr wurde die erste Regelklasse aufgenommen. Die Schule hatte nun 90 Schüler. Fortan heißen die Förderklassen „a-”, die Regelklassen „b-Klassen”. Damit war ein neues Schulmodell mit integrativem Charakter geschaffen: ein einheitlicher Schulorganismus verbindet „Sonder-” und „Regel”-Schüler, ein einheitliches Kollegium unterrichtet sie; die Sonderschüler werden in Kleinklassen gefördert. Auch sie lernen von der ersten Klasse an eine Fremdsprache. Übergangsmöglichkeiten zwischen a- und b-Klassenbereich vergrößern ihre Chancen erheblich.

1973               

Mit einer kleinen Bauerweiterung der Holzhäuser können zwei weitere b-Klassen eröffnet werden. Ein Schülervater impulsiert die Neubaufinanzierung durch zwei Benefizkonzerte in der Liederhalle und in der Waldorfschule Kräherwald mit den Stuttgarter Philharmonikern.

1974               

Ein endgültiges Schulgebäude samt Mehrzweckhalle wird in Angriff genommen und im folgenden Jahr bezogen. Das zweite Stockwerk wird noch nicht benötigt und zunächst der Fachschule für Sozialpädagogik zur Verfügung gestellt.

1975               

Erstmals Verkauf von Elternarbeiten im vorweihnachtlichen Bazar und Aufführung der Oberuferer Weihnachtsspiele im eigenen Saal.

1979               

Die erste Förderklasse verlässt nach Abschluss der 12. Klasse die Schule. Das Kollegium entwickelt zusammen mit dem Kultusministerium intensive Überlegungen im Hinblick auf die zukünftige Gestaltung der Förderklassen-Oberstufe. Das Konzept des Werkhofs beginnt Gestalt anzunehmen.

1982               

Auch der Normalklassenzug ist mit Erreichen der 12. Klasse vollständig, die Schule hat mit 680 Schülern ihre höchste Schülerzahl erreicht.

1985/86         

Erste Abiturprüfung im eigenen Haus.

1985               

Der Michael Bauer Werkhof nimmt als eigener Organismus die Klassen 11a und 12a auf und bezieht eigene Räume. Eine Partnerschaft mit der Mathias Grünewald Schule in Colmar wird begründet. Eine zweite Partnerschaft entsteht mit der Waldorfschule in Samara an der Wolga. Der Schülerzirkus „Calibastra” der Michael Bauer Schule gewinnt einen weit über die Schulgemeinschaft hinausreichenden Ruf.

1991 ff           

In der Selbstverwaltungsstruktur der Schule werden neue Formen entwickelt: Das Schulforum entsteht als gemeinschaftliches Gestaltungsorgan, durch das Eltern und volljährige Schüler sich einbringen können; im Personalbeirat nehmen Elternvertreter an Personalentscheidungen teil. Der Michael Bauer Therapiefonds wird von Eltern gegründet; er sammelt Spenden für die notwendige Einzelförderung. Es wird ein Neubau unumgänglich, da die Holzpfahlgründung der alten Holzhäuser baufällig ist. Die Holzhäuser werden im Sommer 1994 mit Eltern abgebaut und nach Rumänien transportiert, wo sie für eine heilpädagogische Initiative wieder aufgebaut werden. Es beginnt die Errichtung des Neubaus, der 1997 eingeweiht wird. Die Schulküche wird von Eltern übernommen, die nach einem „Großküchen-Schnellkurs” Kochdienste übernehmen. Seit 1994 findet für die Schüler der 11. Klasse das ganze Schuljahr über Einzelgesangsunterricht statt.

Als Elternantwort auf veränderte gesellschaftliche Verhältnisse entsteht 1998 der Wartehort „Michel” – die Kernzeitbetreuung.

2004 ff           

Nach einem intensiven Beratungs- und Entscheidungsprozess der ganzen Schulgemeinschaft wird der Schulbetrieb nach den Sommerferien auf die 5-Tage-Woche umgestellt, zuerst für ein Jahr auf Probe, dann als ständige Einrichtung. Es wird ein Ganztagshort eröffnet sowie eine Cafeteria zur Erweiterung des Speisenangebotes. Die Schule wird mit dem Schuljahr 2004/2005 zur Ganztagesschule in der teilgebundenen Form in einzelnen Klassen und in der freien Form mit verschiedenen Kooperationspartnern (Circus Calibastra, Jugendfarm Elsental, Instrumentallehrer).

2012               

Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung im Herbst wird der Bau einer „Einfachsporthalle mit Hortbereich, Lehrküche und Oberstufenräumen” beschlossen.

2015               

Am 10. Oktober 2015 wird der Neubau des Michael Bauer Schulcampus feierlich eingeweiht. Frau Landtagsvizepräsidentin Brigitte Lösch und Oberbürgermeister Fritz Kuhn sprechen die Grußworte. Die Schule erweitert sich um rund 1.700 qm und wird zum „Michael Bauer Schulcampus”. Inzwischen wurde der Hortbereich auf drei Gruppen erweitert. Insgesamt werden am Nachmittag täglich bis zu 180 Schülerinnen und Schüler betreut. Dies erforderte den personellen Ausbau der Schulküche.

2019               

Einweihung des renovierten Festsaalbaus. Der Festsaal, die Schulküche mit Speiseraum, Cafeteria und Mehrzweckraum haben ein neues Gesicht bekommen und wurden den gesellschaftlichen und technischen Erfordernissen angepasst.

Michael Bauer

Michael Bauer ist der Namensgeber unserer Schule. Er wirkte als Lehrer, Schriftsteller und Vorstandsmitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Geboren wurde er am 29.10.1871 in Gössersdorf in Oberfranken und starb am 18.06.1929 in Breitbrunn in Bayern.

»Da kein Mensch in der Jugend fertig wird – ja nicht einmal fertig werden soll, das Beste also der Selbsterziehung bleibt, so müsste vielleicht die Jugenderziehung mehr als bisher daraufhin bilden, Lust und Trieb zur Selbsterziehung lebendig zu erhalten.«

Michael Bauer